Actionspiel für PC
"Marvel's Spider-Man 2" erschien am 30. Januar 2025 endlich auch für den PC.
Foto: Sony PlayStation
Uhr
Benedikt Plass-Fleßenkämper
Sönke Siemens
Mehr als 15 Monate nach der famosen PS5-Version erscheint "Spider-Man 2" endlich für den PC – mit vielen technischen Verbesserungen, aber auch einigen Problemen, die Konsolen-Gamer nie hatten. Welche das sind, klärt der Test.
Testfazit
Testnote
2,2
gut
"Spider-Man 2" zählt zu den besten Superhelden-Abenteuern der letzten Jahre und macht auch in der von COMPUTER BILD getesteten PC-Version eine gute, wenn auch technisch noch nicht ganz fehlerfreie Figur. Vor allem die sporadischen Bildaussetzer, die es auf der PlayStation 5 nicht gab, stören – nicht nur, wenn man den Titel beispielsweise für ein YouTube-Video aufzeichnen möchte. Davon abgesehen scheinen die zuletzt bereitgestellten Hotfixes aber bereits Wirkung zu zeigen. Die Testversion von COMPUTER BILD stürzte danach nicht mehr ab. Bis endgültig Entwarnung auf breiter Front gegeben werden kann, sind aber wohl noch weitere Patches nötig, wie der Entwickler selbst bestätigt. Ausdrückliches Lob gibt es auf jeden Fall für den gefallenen PSN-Account-Zwang sowie die vielen sinnvollen PC-Optimierungen. Dazu zählen neben dem nochmals verbesserten Raytracing die Unterstützung zahlreicher Widescreen-Darstellungsformate, die vorbildliche DualSense-Controller-Implementierung und die gelungene Anpassung für Tastatur-/Maus-Spieler.
Pro
- Spielerisch so fantastisch wie die PS5-Version
- Volle DualSense-Controller-Unterstützung wie auf der Konsole
- Kein PSN-Zwang mehr wie bei anderen PC-Umsetzungen von Sony
- Nochmals besseres Raytracing inklusive DLSS Ray Reconstruction
- Unterstützung für bis zu drei Monitore und verschiedene Breitbildformate
- Integration des PlayStation-Overlays
- Auch mit Maus und Tastatur gut spielbar
- Steam Family-Sharing wird unterstützt
Kontra
- Sehr speicherhungrig – benötigt ca. 140 GB SSD-Platz
- Weiterhin sporadische Bildaussetzer
- Stürzt ohne aktuellen Grafiktreiber in unregelmäßigen Abständen ab
Der im niederländischen Utrecht ansässige Entwickler Nixxes Software gehört seit 1. Juli 2021 zu Sonys PlayStation Studios und hat sich seitdem mit PC-Umsetzungen bekannter PS5-Spiele viel Respekt verdient. Den Anfang machte im August 2022 "Spider-Man Remastered", das mittlerweile über 76.700 äußerst positive Nutzerbewertungen auf Steam vorweisen kann. Aber auch die im November 2022 veröffentlichte PC-Fassung von "
Spider-Man: Miles Morales" lief rund wie ein Uhrwerk und kassierte von knapp 29.000 Steam-Nutzern sehr positive Tests. Der Siegeszug der Portierungsspezialisten setzte sich mit starken PC-Umsetzungen des Plattform-Hits "
" im Juli 2023, des Open-World-Spektakels "Horizon: Forbidden West Complete Edition" im März 2024, des Samurai-Epos "
Ghost of Tsushima Director's Cut" im Mai 2024 und von "Horizon Zero Dawn Remastered" im Oktober 2024 fort – jeweils begleitet von sehr positiven "kürzlichen Rezensionen" auf Steam.
Umso größer war in den vergangenen Wochen die Vorfreude auf die am 30. Januar 2025 erschienene PC-Version von "Marvel's Spider-Man 2", deren PS5-Original im Oktober 2023 weltweit Traumwertungen und einen internationalen Kritikerdurchschnitt von 90 von 100 Punkten auf
Metacritic.comeinfuhr. Auch COMPUTER BILD war überzeugt, vergab im
Testdamals die Traumnote 1,4 und bezeichnete den Titel als "vorläufigen Höhepunkt der Superhelden-Reihe von Insomniac Games: technisch top, spielerisch actionreich und ungemein sympathisch". Wer sich für alle Details zu Gameplay und Story interessiert, dem sei an dieser Stelle die Lektüre unseres PS5-Tests empfohlen. In diesem Artikel beleuchten wir vor allem die technischen Aspekte der PC-Version.
Das Drama nimmt seinen Lauf
Doch schon kurz vor dem Start von "Marvel's Spider-Man 2" brodelte es in der PC-Gemeinde. Viele Fans stellten sich vor allem zwei Fragen. Erstens: Warum kann man das Spiel nicht einmal eine Woche vor Release digital vorbestellen? Und zweitens: Wieso nennt Publisher Sony die Systemanforderungen erst knapp 24 Stunden vor der Veröffentlichung? Eine Antwort auf diese Fragen blieb der Hersteller schuldig.
Doch wer am 30. Januar 2025 einen Blick auf die ersten Steam-Nutzerbewertungen warf, ahnte, dass Sony und Nixxes bereits im Vorfeld Bedenken gehabt haben mussten. Von überschwänglicher Begeisterung wie beim PS5-Release im Oktober 2023 keine Spur. Fast die Hälfte der ersten Steam-Nutzertests fiel negativ aus. Die Hauptkritikpunkte waren in den meisten Fällen dieselben: Abstürze, Performance-Schwankungen, Audio-Aussetzer und diverse andere technische Probleme. Alles Dinge, die beim nahezu fehlerfreien PS5-Original nie ein Thema waren und die man in dieser Intensität und Schwere von bisherigen Nixxes-Umsetzungen nicht gewohnt war.
Die gute Nachricht: Die Niederländer reagierten schnell und stellten bereits am nächsten Tag einen ersten Hotfix für die Version 1.131.0.0 zur Verfügung, der verschiedene Absturzursachen im Zusammenhang mit aktiviertem Raytracing aus dem Weg räumte. Bereits drei Tage später: der nächste Hotfix – diesmal auf die Version 1.202.0.0. Neben dem Abschalten weiterer Absturzursachen korrigierte der Software-Patch fehlerhaft angezeigte Tasteneinblendungen, beseitigte einen fiesen Bug, der das Freischalten von Achievements verhinderte, und schaffte Bildratenfehler in der Mission "Show Me New York" aus der Welt. Im Übrigen versicherte das Team, an weiteren Patches zu arbeiten, um "das Spiel weiter zu verbessern".
Praxis-Check
COMPUTER BILD hat "Marvel's Spider-Man 2" inzwischen ausführlich auf dem PC gespielt und kann zumindest teilweise Entwarnung geben. Nach dem zweiten Hotfix und einem Treiber-Update des Grafikkartenherstellers Nvidia, das unter anderem für "Spider-Man 2" bereitgestellt wurde, hatten wir keine Abstürze mehr. In unregelmäßigen Abständen kam es noch zu sehr kurzen Bildaussetzern, die den Spielspaß aber nur unwesentlich trübten. Gut so, denn im Grunde macht die PC-Version von Insomniac Games' drittem Spidey-Abenteuer (das zweite war "Spider-Man: Miles Morales") wieder jede Menge Laune und punktet – wenn alles so läuft, wie es soll – mit interessanten Verbesserungen.
Die wohl wichtigste: der verbesserte Raytracing-Support. So unterstützt das Spiel unter anderem Nvidia DLSS Ray Reconstruction, was zu noch detaillierteren Spiegelungen führt. Dies wird unter anderem deutlich, wenn man mit Spidey durch die Häuserschluchten von New York schwingt und einen Blick auf die Fensterfassaden wirft, die die Umgebung phänomenal reflektieren. Aber auch die Lichtblitze von Miles, die sich beispielsweise auf seinem Anzug, in Pfützen auf dem Boden oder im Lack vorbeifahrender Autos spiegeln, sind auf leistungsstarken PCs eine Augenweide.
Stichwort leistungsstark: Die von Sony empfohlene Systemkonfiguration ist vergleichsweise moderat und besteht aus einem Intel Core i5-8400 oder einen AMD Ryzen 5 3600 mit 16 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher sowie einer GeForce RTX 3060 oder einer AMD Radeon RX 5700. Hinzu kommt zwingend eine SSD mit mindestens 140 GB Speicherplatz. Auf Systemen ohne SSD läuft der Open-World-Titel nicht. Übrigens: COMPUTER BILD hat das Spiel auch auf einem Low-End-PC getestet, der lediglich mit einer über acht Jahre alten GTX 1070 mit 8 GB Videospeicher ausgestattet war. Das Ergebnis: Spideys Abenteuer war trotzdem flüssig spielbar, wenn auch mit niedrigen Details.
Erwähnenswert ist auch, dass die Bildausgabe der PC-Version von "Spider-Man 2" auf bis zu drei parallel geschalteten Monitoren erfolgen kann. Das daraus resultierende Bildformat 48:9 begeistert mit einer Auflösung von 5760x1080 Pixeln und macht das Abenteuer der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft – entsprechende Hardware vorausgesetzt – zu einem echten Immersionskick. Aber auch kleinere Formate wie 32:9, 21:9, 16:10 und natürlich 16:9 werden nativ unterstützt. Bei genauerem Hinsehen fällt außerdem auf, dass die PC-Umsetzung über einen Field-of-View-Slider verfügt. Schiebt man den nach oben, vergrößert sich der Blickwinkel auf das Geschehen, und man sieht mehr von der Umgebung links und rechts des gerade aktiven Helden.
Hinzu kommt die native Unterstützung des beliebten DualSense-Controllers von Sony – mit allem, was dazugehört. So können Sie auch hier per Wischgeste auf dem Touchpad mit dem Spiel interagieren, Widerstand in den unteren Schultertasten spüren (Stichwort: adaptive Trigger), Soundeffekte über die integrierten Lautsprecher hören und sehr nuancierte Feedback-Effekte genießen. Alternativ lässt sich nun auch mit einer Kombination aus Tastatur und Maus spielen, was in der Praxis dank eines guten Tutorials und regelmäßiger Tasteneinblendungen problemlos funktionierte.
Kein PSN-Zwang mehr
Wer befürchtet hat, dass Sony – wie bei früheren PC-Veröffentlichungen – einen PSN-Account zum Spielen vorschreibt, kann beruhigt werden. Diese lästige Gängelung der PC-Community hat mit "Spider-Man 2" ein Ende gefunden, und das wohl für immer. Auf Steam wurde der Wegfall des PSN-Zwangs in vielen Kommentaren gefeiert. Falls Sie es wünschen, können Sie das Spiel natürlich trotzdem mit Ihrem PSN-Account verknüpfen. Sie profitieren dann von einem sogenannten PSN-Overlay, das unter anderem anzeigt, welche PSN-Freunde gerade online sind etc. Zudem lassen sich so PSN-Trophäen verdienen. Als Verknüpfungsbelohnung winken außerdem zwei Helden-Outfits: der schwarze "Spider-Man 2099"-Anzug sowie der "Miles Morales 2099"-Anzug. Darüber hinaus verspricht Sony "besondere Belohnungen in anderen Titeln von PlayStation Studios", lässt aber offen, um welche es sich handelt.
Ebenfalls klasse: Wie bei allen bisherigen PC-Umsetzungen von Nixxes wird die Steam-Familienbibliothek unterstützt. Personen, die der Familienbibliothek angehören und verschiedene Rechner besitzen, können sich so den Zugriff auf das Spiel teilen, profilbezogene Spielstände anlegen und Trophäen sammeln. Aktiv spielen kann jedoch immer nur eine Person.
Release: "Marvel’s Spider-Man 2" erschien am 30. Januar 2025 für den PC. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahren und kostet je nach Edition zwischen 60 und 70 Euro. Die Version für PlayStation 5 ist bereits seit dem 20. Oktober 2023 erhältlich.